Zur nationalen Vorstellung des zweiten Freiwilligen Nationalen Bericht Österreichs zur Umsetzung der Agenda 2030 und der Nachhaltigen Entwicklungsziele (2. FNU), lud Frau Bundesministerin für EU und Verfassung Karoline Edtstadler, die auch zuständig für die Koordinierung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) in Österreich ist,  zum am 17. Juni 2024 ein. Die Vorstellung fand genau einen Monat vor der Berichtspräsentation an die Vereinten Nationen in New York – als „Pre-Launch“ in der MQ Libelle in Wien statt. Die Veranstaltung war öffentlich auch via Livestream zu verfolgen und ist mit dem österreichischen Umweltzeichen zertifiziert.  

Österreich hat in den letzten Jahren große Fortschritte bei der Umsetzung der SDGs gemacht. Dies ist unter anderem auf die enge Zusammenarbeit aller Akteure zurückzuführen: Der österreichischen Bundesregierung, der Bundesländer, Städte und Gemeinden, der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft, der Sozialpartner und der Jugend. Sie haben gemeinsam mit zahlreichen weiteren SDG-Akteurinnen und Akteuren im ganzen Land daran gearbeitet, die SDGs auf allen Ebenen umzusetzen. Der Bericht wurde in einem koordinierten Multi-Stakeholder-Prozess in den letzten 15 Monaten unter transparenter breiter Einbindung aller SDG-Akteure in Österreich erarbeitet. 

Eröffnung und Vorstellung 

Österreich hat sich dazu entschlossen am 17. Juni 2024, den Bericht zunächst im nationalen Rahmen zu präsentieren, bevor er in New York beim Hochrangigen Politischen Forum für Nachhaltige Entwicklung (HLPF) von Österreich offiziell bei den Vereinten Nationen präsentiert wird. Dies sei nicht nur eine Gelegenheit, gemeinsam stolz auf die erzielten Fortschritte zu blicken, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Österreich als aktiver Akteur in der globalen SDG-Gemeinschaft agiert und mit gutem Beispiel voran geht, betonte Monika Fröhler, CEO des Ban Ki-moon Centre for Global Citizens und Moderatorin zu Beginn der Veranstaltung. 

Video zum 2. FNU 

Der 2. FNU bietet eine umfassende gesamtstaatliche Bestandsaufnahme der SDG-Umsetzung in Österreich, stellt Maßnahmen und Fortschritte dar, präsentiert Erfolgsgeschichten sowie Good-Practice-Beispiele und beleuchtet auch jene Herausforderungen, in denen noch weiterer Handlungsbedarf besteht. 

Ein Highlight der Veranstaltung war die Premiere des Videos zur Vorstellung des Berichtes, welches den Beitrag und Erfolgsgeschichten österreichischer Akteurinnen und Akteure bei der Umsetzung der Ziele der Agenda 2030 in und durch Österreich zeigt. Über 250 konkrete Erfolgsgeschichten wurden für den FNU eingemeldet; 120 davon finden sich im Bericht wieder. Diese Initiativen zeigen, wie vielfältig und kreativ die SDGs in Österreich umgesetzt werden. Von regional erzeugtem Ökostrom, der über eine App verteilt wird, über fleischlose österreichische Schmankerl bis hin zu kreativen und effektiven Bildungs- und Pflegeinitiativen. 

Diese Geschichten verdeutlichen, wie vielfältig das Engagement der Akteure in Österreich in Hinblick auf die SDG-Umsetzung ist und ermutigt sich in den verschiedensten Lebensbereichen selbst auch einzubringen. 

Eröffnung von Bundesministerin Karoline Edtstadler 

In ihrer Rede, betonte Karoline Edtstadler, Bundesministerin für EU und Verfassung, dass die SDG-Umsetzung als „Kompass in Zeiten der Veränderung“ betrachtet werden könne. Trotz der Herausforderungen und Krisen sei es damit möglich, partnerschaftlich und koordiniert vorzugehen.  

Der FNU dokumentiert nicht nur die praktische Umsetzung der SDGs, sondern identifiziert auch Transformationsfelder, die notwendig sind, um die globalen Ziele zu erreichen. Diese sind in drei Schwerpunktkapitel unterteilt, welche die drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung – sozial, ökonomisch und ökologisch – widerspiegeln. Diverse Querschnittsthemen wie insbesondere Geschlechtergleichstellung, die Sicht der Jugend und die globale Perspektive werden stets im Bericht einbezogen. Der Bericht umfasst in seinen über 270 Seiten auch ein umfangreiches Datenkapitel, das die Fortschritte bei der SDG Erreichung der letzten Jahre mit Datenreihen und damit eine Überprüfbarkeit des Stands der Umsetzung anhand Visualisierungen des Monitorings sichtbar macht.  

Bundesministerin Edtstadler erklärte: „Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, für eine nachhaltige Welt zu arbeiten, in der unsere Kinder und Kindeskinder gerne leben. Viele von Ihnen engagieren sich für dieses Thema, vernetzen sich und liefern wertvolle Beiträge. Ohne dieses Engagement wäre unser Erfolg nicht möglich. Wir können in Österreich wirklich stolz auf unsere nationale Leistung sein.“ 

Besonders hervorgehoben wurden die Erfolge bei den SDGs „Keine Armut“ (SDG 1) und „Bezahlbare und saubere Energie“ (SDG 7), wo Österreich im europäischen Vergleich gut abschneidet. Dennoch bleiben Herausforderungen, etwa bei „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ (SDG 12),„Maßnahmen zum Klimaschutz“ (SDG 13) und beim „Schutz von Landökosystemen“ (SDG 15). 

Podiumsdiskussion 

In der anschließenden Podiumsdiskussion teilten Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen ihre Erfahrungen und Perspektiven zum Bericht und zur SDG-Umsetzung:  

  • Jana Berchtold, Mitglied der Bundesjugendvertretung und VN Jugenddelegierte 2023-25, repräsentierte die Interessen der Jugend und hob deren vielfältige Beteiligung an der SDG-Umsetzung und Berichterstattung hervor. 
  • Alexandra Wegscheider-Pichler, SDG-Koordinatorin und Senior Expert von Statistik Austria, betonte den datenbasierten Ansatz der SDG-Arbeit in Österreich. Die umfangreiche Datenbasis Österreichs wurde von den Vereinten Nationen wiederholt als Good-Practice hervorgehoben. 
  • Lukas Wank, Vertreter von SDG Watch Austria und Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, sprach über die Rolle der Zivilgesellschaft und die globale Perspektive bei der SDG-Umsetzung. 
  • Gerald Berger, selbständiger Consultant und früherer Netzwerkmanager des European Sustainable Development Network (ESDN), brachte Einblicke in die Berichtslegungsprozesse anderer europäischer Länder ein und bereicherte die Diskussion mit dieser Außenperspektive. 
  • Gabriela Maria Straka, Vorstandsmitglied von RespACT und Direktorin für Corporate Affairs & ESG Sustainability bei der Brau-Union Österreich, berichtete über die nachhaltige Wirtschaftspraxis sowie die Einbindung von RespACT in den 2. FNU. 

Diskussion 

Die Podiumsdiskussion rund um den Erstellungsprozess sowie den Inhalt des Berichts war von einer Vielzahl an Perspektiven und Einsichten der Panelistinnen und Panelisten aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen geprägt. 

Die laufende Verbesserung einer objektiven Datenbasis und einer gezielten Trendbewertung durch Statistik Austria wurde unterstrichen und als wichtige Basis für eine faktenbasierte Umsetzung nachhaltiger Entwicklung bezeichnet. Obwohl Österreich durch die aktive Integration der Daten im Bericht bereits eine Vorreiterrolle einnimmt, gilt es neue Ideen zu finden, um die Trendbewertung zu vertiefen und die Darstellung weiter verbessern zu können. Alexandra Wegscheider-Pichler von Statistik Austria betonte auch die Bedeutung der Datenqualität und -verfügbarkeit für eine fundierte Überwachung und Bewertung der Fortschritte. Eine Datenlücke, die es zum Beispiel noch zu füllen gibt, ist das SDG 4.7 zur Bildung zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen, wo Fortschritte schwierig quantifizierbar sind. 

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion lag auf Erfahrungen und Good-Practice Beispielen aus anderen europäischen Ländern, die durch Peer-Reviews und den Austausch von Ländern untereinander profitieren können. Insbesondere Länder wie Finnland1, Dänemark und die Schweiz wurden für ihre innovativen Ansätze zur SDG-Implementierung hervorgehoben. So stellt z.B. Finnland ebenfalls deren FNU auf nationaler Ebene im Rahmen der nationalen Nachhaltigkeitskommission vor.  

Wesentlich waren laut Gerald Berger drei Ebenen:  

  1. Erstens die Koordination innerhalb der Ministerien und Fachbereiche, da ein effizientes Verwaltungsmanagement essenziell für die SDG Umsetzung ist. 
  1. Zweitens die Einbindung der verschiedenen Stakeholder Gruppen und  
  1. drittens das ehrliche Analysieren der Stärken und Schwächen, wobei quantitative und qualitative Faktoren miteinander verbunden sein sollten. 

Als Zukunftsfeld wurde die Herausforderung von sogenannten Spillover-Effekten von Lukas Wank von der AG Globale Verantwortung hervorgehoben, da die SDGs nicht nur national, sondern global zu erreichen sind. Die Entwicklungszusammenarbeit hat dabei eine Schlüsselfunktion, da die Maßnahmen eines Landes zur Erreichung der Agenda 2030 auf die Zielerreichung eines anderen Landes positive wie negative Auswirkungen haben können. Wank betonte die positive Weiterentwicklung des 2. FNU im Vergleich zum ersten. Diese umfasst vier Themenbereiche:  

  1. Das Umdenken hin zu einer strategischeren Perspektive;  
  2. weiters die Synergieprozesse, die neue Formate und bestehende Formate genutzt haben wir z.B. das SDG Dialogforum;  
  3. die Verbreiterung des Prozesses aus zivilgesellschaftlicher Sicht; und  
  4. als qualitativer Aspekt wurden Spillover-Effekte auf ärmere Länder deutlicher eingebracht. 

Die Rolle der Wirtschaft wurde durch Gabriela Maria Straka von RespACT und der Brau-Union Österreich vertreten. Sie berichtete praxisbezogen über die Integration der SDGs in betriebswirtschaftliche Prozesse, insbesondere in Bereichen wie Kreislaufwirtschaft und Lieferkettenmanagement. Dabei betonte sie, dass Unternehmen zunehmend erkennen, dass die SDGs nicht nur aufgrund einer moralischen Verantwortung wichtig sind, sondern auch wirtschaftliche Chancen bieten können, wenn nachhaltiges Handeln in Geschäftsstrategien integriert wird. RespACT vertritt mehr als 350 Mitgliedsunternehmen, die den SDGs verpflichtet sind. Initiativen wie der SDG Kompass oder „DIGI for the SDGs“ helfen Unternehmen die SDGs in ihre eigenen Maßnahmen zu Gesundheit und Wohlergehen, dem Klimaschutz und Wasser für Kunden, Partner und Mitarbeiter umzusetzen. 

Jana Berchtold von der Bundesjugendvertretung und VN Jugenddelegierte 2023-2025 betonte die Notwendigkeit, junge Menschen aktiv in den SDG-Prozess einzubeziehen, nicht nur punktuell, sondern kontinuierlich. Initiativen wie das Rebels of Change SDG Jugendforum wurden als positive Beispiele für die Beteiligung der Jugend an der Gestaltung nachhaltiger Entwicklungsstrategien genannt. Als Beispiel kontinuierlicher Einbeziehung der Jugend nannte sie den irischen FNU, der ein eigenes Jugendkapitel von jungen Menschen geschrieben beinhaltet. Auch in Österreich hat das 2. SDG Jugendforum im Jahr 2024 rund 100 junge Menschen in den Vereinten Nationen versammelt, um Probleme zu identifizieren und an Lösungen zu arbeiten und die Jugend hat sich in der Erstellung des FNU durch die Bundesjugendvertretung eingebracht.  

Insgesamt verdeutlichte die Podiumsdiskussion, dass Transparenz, Verwaltungskoordinierung und bereichsübergreifende Zusammenarbeit sowie der Austausch von Good-Practices entscheidend sind, um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und eine nachhaltige Entwicklung weltweit zu fördern.  

Abschließende Worte von BMEIA Sektionsleiter Peter Huber 

BMEIA Sektionsleiter Peter Huber schloss die Veranstaltung mit Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie SDG-Stakeholder, die zur erfolgreichen Umsetzung der SDGs, des 2. FNU und zur Diskussion über die SDGs beigetragen haben. Er würdigte die breite Beteiligung aus verschiedenen Sektoren und betonte die Bedeutung des Austauschs und der Zusammenarbeit für die Zukunft der nachhaltigen Entwicklung in Österreich.  Bei einem gemeinsamen Empfang konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich untereinander sowie mit den Sprecherinnen und Sprechern in informellem Rahmen auszutauschen 

Zusammenfassend stellt die Vorstellung des zweiten Freiwilligen Nationale Berichts Österreichs zur Umsetzung der Agenda 2030 und der Nachhaltigen Entwicklungsziele (2. FNU) einen wichtigen Meilenstein zur Weiterentwicklung der SDG Umsetzung in und durch Österreich dar, indem auch in Zeiten von großen Herausforderungen durch partnerschaftliche Zusammenarbeit auf allen Ebenen vieles erreicht werden kann. 

Zum 2. FNU: https://www.bundeskanzleramt.gv.at/dam/jcr:2622dbec-f1bc-45c7-8788-a3d67036e145/Agenda-20230–2-FNU-Oesterreichs–2024.pdf  

Zu den Veranstaltungsfotos:

Pre-Launch-Event 2. Freiwilliger Nationaler Bericht zur Umsetzung der SDGs in Österreich

 

Zur Videoaufzeichnung: