Während des diesjährigen Hochrangigen Politischen Forums für Nachhaltige Entwicklung
(HLPF) bei den Vereinten Nationen (VN) organisierte das Bundeskanzleramt in
Zusammenarbeit mit dem Ban Ki-moon Centre for Global Citizens (BKMC) und der Kofi Annan
Foundation (KAF) eine Veranstaltung zum Thema Ernährungssicherheit in Afrika. Anknüpfend
an die zwei inhaltlichen Schwerpunkte des HLPF zu SDG 2 (Kein Hunger) sowie zu SDG 17
(Partnerschaften zur Erreichung der Ziele) diskutierten hochrangige Vertreter:innen und
Expert:innen zu “Ensuring Food Security in Africa: Challenges and Innovations towards 2030”
am 16. Juli im Österreichischen Kulturforum in New York. Karoline Edtstadler,
Bundesministerin für EU und Verfassung, die auch für die Koordinierung der Umsetzung der
Agenda 2030 in Österreich verantwortlich ist, präsentierte im Rahmen des HLPF Österreichs
den „Zweiten Freiwilligen Nationalen Bericht zur Umsetzung der Nachhaltigen
Entwicklungsziele“ (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) und hielt die Keynote zu
Beginn des Special Events.

Die Veranstaltung widmete sich den bestehenden Herausforderungen zur Sicherstellung von
Ernährungssicherheit und der Widerstandsfähigkeit von Nahrungsmittelsystemen in Afrika. Im
Rahmen der Veranstaltung wurden innovative Lösungen, Jugend- und Frauenförderung sowie
kollaborative und inklusive Strategien gemeinsam mit der KAF, der Consultative Group on
International Agricultural Research (CGIAR) sowie dem International Food Policy Research
Institutes (IFPRI) thematisiert. Der diesjährige „Kofi Annan Award for Innovation in Africa“
(KAAIA) für SDG 2, genauso wie die Pläne um die neue „Kofi Annan Commission on Food
Security“ der KAF, sowie zukunftsweisende landwirtschaftliche Praktiken, die u. a. von einem
jungen BKMC AgriChampion aus Ghana vorgestellt wurden, waren Teil der Podiumsdiskussion.

Eröffnung und Einführung
Das Event wurde mit Willkommensworten von Melina Tsiamos, stellvertretende Direktorin
des Österreichischen Kulturforums in New York, eröffnet. Anschließend führte Monika Fröhler,
CEO des BKMC und Moderatorin des Abends, die Einbeziehung verschiedener Stakeholder
sowie die Erhöhung von Investitionen als wichtige Hebel zur Bekämpfung von
Ernährungsunsicherheit an. Sie unterstrich die Notwendigkeit, die Umsetzung der Agenda
2030 zu beschleunigen und betonte dabei das bedeutende Engagement Österreichs zur
Erreichung des Nachhaltigen Entwicklungsziels/SDG 2 „Kein Hunger“, wie bspw. durch den
KAAIA sowie die Arbeit des BKMC im Bereich Klimawandelanpassung in der Landwirtschaft
mit Kleinbäuer:innen.

Videobotschaft von Ban Ki-moon
Eine Videobotschaft des ehemaligen VN-Generalsekretärs Ban Ki-moon bildete die Basis für
die anschließende Keynote und Podiumsdiskussion. Ban Ki-moon unterstrich die Bedeutung
nachhaltiger Ernährungssysteme für die Erreichung der SDGs und rief zur globalen
Zusammenarbeit auf. Er wies darauf hin, dass 20 Prozent der afrikanischen Bevölkerung von
Hunger betroffen sind, wenngleich der Kontinent eigentlich großes Potenzial birgt, die globale
Ernährungssicherheit zu verbessern. In seiner Videobotschaft forderte er die globalen
Entscheidungsträger:innen auf, Forschung und Innovation, insbesondere für Frauen und junge
Menschen, zu unterstützen. Darüber hinaus plädierte er für klimaresiliente
Ernährungssysteme durch Partnerschaften, Wissensaustausch und gezielte Investitionen zur
Erschließung des landwirtschaftlichen Potenzials Afrikas.

Keynote von Bundesministerin Karoline Edtstadler
In ihrer Rede verwies Karoline Edtstadler, Bundesministerin für EU und Verfassung, auf eine
Prognose, nach welcher im Jahr 2030 fast 600 Millionen Menschen an Unterernährung leiden
werden. In diesem Zusammenhang verwies sie auf die Dringlichkeit internationaler
Zusammenarbeit und die Nutzung von Unternehmertum und Digitalisierung zur Stärkung der
Resilienz von Ernährungssystemen weltweit.
Sie unterstrich das transformative Potenzial von Künstlicher Intelligenz (KI) und
aufkommenden Technologien in landwirtschaftlichen Praktiken, der Optimierung von
Lieferketten, Prognostizierung von Ernteerträgen und Eindämmung des Klimawandels. Dabei
sei digitale Inklusion, die darauf abzielt, niemanden zurückzulassen und allen Menschen
Zugang zum Internet zu ermöglichen, besonders wichtig.
In ihrer Rede erwähnte sie auch Österreichs zweiten Freiwilligen Nationalen Bericht zur
Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (FNU), der am 17. Juli 2024 im Rahmen des
HLPF präsentiert wurde. Zudem betonte sie, dass viele afrikanische Länder in diesem Jahr
ebenfalls ihre FNUs vorstellten, was das starke Engagement für die Agenda 2030 und die
Agenda 2063 Afrikas unterstreicht, deren zwanzig Ziele eng mit den 17 SDGs verknüpft sind.
Weiters unterstrich sie die besondere Verbindung zwischen Österreich und dem Afrika durch
den KAAIA, der vom österreichischen Bundeskanzleramt gemeinsam mit dem World Food
Programme Innovation Accelerator, der Kofi Annan Foundation und der Austrian
Development Agency vergeben wird. Der Award ziele darauf ab, afrikanische Sozial- und
Jungunternehmen, die bahnbrechenden Ideen zur Erreichung der SDGs anbieten, zu fördern.
Die zweite Ausgabe des Preises (2024) konzentriere sich auf die Förderung von Initiativen, die
die Umsetzung von SDG 2 “Kein Hunger” unterstützen. Es seien über 700 Bewerbungen aus
49 afrikanischen Ländern mit einem hohen Frauenanteil unter den Gründer:innen eingereicht
worden.
Zum Abschluss bekräftigte Bundesministerin Edtstadler die Wichtigkeit einer erhöhten
Investitionsbereitschaft in unternehmerische und digitale Lösungen zur Förderung von
Nahrungsmittelverfügbarkeit weltweit.

Podiumsdiskussion
Anschließend diskutierten am Podium Elhadj As Sy, Chair der Kofi Annan Foundation,
Channing Arndt, Senior Director für Transformation des International Food Policy Research
Institutes (IFPRI) und Mohammed Hafiz Musah, Gründer von FarmAsyst Limited und BKMC
2023 AgriChampion.
Elhadj As Sy sprach darüber, wie der KAAIA Jungunternehmen befähigt, zur Erreichung der
nachhaltigen Entwicklungsziele beizutragen. Er erklärte, dass der Preis junge Menschen nicht
nur dazu anregt, in wichtigen Lebensbereichen innovative Lösungen, neue Technologien und
digitale Mittel zu entwickeln, um derzeitige Herausforderungen zu bekämpfen. Darüber
hinaus fördert der Award auch präventive Ansätze, die ausschlaggebend sind, um langfristige
Katastrophen abzuwenden.
Zudem gab Elhadj As Sy Einblicke in die Rolle der „Kofi Annan Commission on Food Security“.
Dies ist ein Gremium von Expert:innen, welche in den nächsten zehn Monaten konkrete
Empfehlungen zu den notwendigen Veränderungen in der globalen Steuerung der
Nahrungsmittelsysteme erarbeiten und veröffentlichen wird. Ziel ist es darzulegen, wie durch
die Einbeziehung verschiedener Herangehensweisen eine nachhaltigere Steuerung der
Nahrungsmittelsysteme erreicht werden kann. Elhadj As Sy erläuterte in diesem
Zusammenhang die Notwendigkeit, die verschiedenen Dimensionen von „food governance“
zu verstehen und nannte als drei ausschlaggebende Säulen Wissenschaft, Politik und
Aktivismus.

Für die Zukunft erwartet er, dass die aktuellen Bemühungen Früchte tragen werden und mehr
junge Menschen in Afrika die urbanen Zentren verlassen und ihr angeeignetes Wissen
zusammen mit technischen Lösungen und zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln auch
in ländlichen Regionen einsetzen werden.
Channing Arndt wies eingangs auf die erwartete Verdoppelung der Nahrungsmittelnachfrage
in Afrika in den nächsten 30 Jahren hin und unterstrich die Notwendigkeit neuer Technologien
zur Deckung dieser Nachfrage. In dem Zusammenhang verwies er beispielsweise auf die
Bearbeitung von Erbinformation, i. e. die Modifikation der DNA-Sequenz mit
molekularbiologischen Methoden. Als erfolgreiches Biotechnologie-Beispiel nannte er die
Einführung genetisch veränderter Nutzpflanzen in Nigeria. Er gab auch Einblicke in die
Reisproduktion in Südostasien und in Abhängigkeiten anderer Länder von dieser
Reisproduktion sowie in die Auswirkungen der sich ändernden Wettergeschehen auf die
internationalen Lebensmittelmärkte. Darüber hinaus verdeutlichte er, dass
Ernährungsunsicherheit heutzutage eher ein geografisch konzentriertes Problem in Afrika und
Asien sei, und rief dazu auf, unsere Ressourcen zunächst auf die Lösung dieses Grundproblems
zu konzentrieren, bevor wir sie in andere Richtungen lenken.

Mohammed Hafiz Musah gab Einblicke in die Herausforderungen, denen Kleinbäuer:innen in
Ghana gegenüberstehen, und wie sein Unternehmen FarmAsyst diese Herausforderungen
angeht. Er hob Probleme, wie den begrenzten Zugang zu Wissen und mangelnde
technologische Lösungen hervor, um sich an den Klimawandel anzupassen. FarmAsyst
registriert Kleinbäuer:innen, was größeren Unternehmen und Investor:innen Vertrauen gibt,
ihnen Ressourcen zur Verfügung zu stellen und insgesamt Investitionen erhöht. Hafiz betonte
zudem die Bedeutung inklusiver Ansätze, um die große Vielfalt der Probleme von
Kleinbäuer:innen abdecken zu können, sowie die dringende Notwendigkeit der Erhöhung von
Finanzmittel für den Klimaschutz. Seine Vision für die Zukunft ist, dass in seinem Heimatland
Ghana von Regenwasser besser Gebrauch gemacht wird, sowie insgesamt kostengünstige
Bewässerungsanlagen und KI-gesteuerte Lösungen zur Verbesserung der
Nahrungsmittelproduktion eingesetzt werden.

Q&A Session
Der Podiumsdiskussion folgte eine anregende Q&A-Session, die die Notwendigkeit aufzeigte,
„niemanden zurückzulassen“. Die Sprecher:innen bekräftigten die Bedeutung eines breiten
Internetzugangs und offline Lösungen. Auch auf die Rolle von Frauen in der Landwirtschaft
wurde eingegangen und es wurde ein gleichberechtigter Zugang zu Land sowie Prozesse, die
auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind, gefordert. Investitionen in Infrastruktur
wurden ebenfalls als entscheidend für ein widerstandsfähiges und nachhaltiges
Ernährungssystem herausgearbeitet. Mit Blick auf den Jemen und Sudan, in denen aktuell
besonders viele Menschen von Hunger und Unter- sowie Mangelernährung betroffen sind,
wurde die Notwendigkeit eines inklusiven Ansatzes unterstrichen.

Zusammenfassende Schlussworte von Bernhard Zlanabitnig
Bernhard Zlanabitnig, der als Vizepräsident des Europäischen Umweltbüros und als Vertreter
der österreichischen Zivilgesellschaft an der Veranstaltung teilgenommen hat, zog
abschließend das Fazit, dass Ernährungssicherheit und System-Resilienz entscheidend für
soziale Stabilität und eine nachhaltige Zukunft sind.
Trotz Herausforderungen wie geopolitischer Instabilität, der dreifachen planetaren Krise, und
unzureichender Klimafinanzierung, sah er ebenso Hoffnung in KI und aufkommenden
Technologien, der Dekolonialisierung der Lebensmittelproduktion, organisierten
Kleinbäuer:innen wie jenen durch FarmAsyst, biotechnologischen Lösungen und den
bevorstehenden Empfehlungen der „Kofi Annan Commission on Food Security“.
Insgesamt unterstrich die Veranstaltung die Bedeutung von Innovation, internationaler
Zusammenarbeit und gezielten Investitionen zur Bewältigung der Herausforderungen für die
Ernährungssicherheit in Afrika und zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele.
Die Veranstaltung endete mit einem Empfang, bei dem die Möglichkeit für weiteren Austausch
bestand.

• Nachschau des Events: https://youtu.be/x0rDMRwQCGY?si=7G7WeRw4_J-vrFNQ
• FlickrAlbum: https://flic.kr/s/aHBqjBC5k

Impressionen zur Veranstaltung

Hafiz Musah – Panelist
Speaking alongside experts from the KAF, IFPRI of CGIAR, and the BKMC, the session addressed
food security challenges in Africa. The discussion highlighted innovative solutions such as
climate-smart agriculture, improved agricultural technologies, and better coordination of food
systems to ensure food security by 2030.
I am honored to have had the opportunity to present my inputs to the Kofi Annan Commission
on Food Security and raise points on championing inclusion, research and knowledge sharing,
as well as modelling adaptation finance packages for smallholder farmers across Africa to
accelerate climate action.

Ayooshee Dookhee – Kofi Annan Foundation
The Kofi Annan Foundation (represented by our Chairman As Sy) found the side-event
organized on the margins of the HLPF 2024 on SDG 2 and innovation for food security in Africa
extremely important. The thematic discussions were rich and touched upon several of the
challenges we face but also pointed to solutions that exist in the vast network of youth from
the continent, and solutions that will need to be built by both the international community and
national and local actors. The side-event was a great example of these worlds coming together
to collectively ensure that we do not backtrack on SDG 2.
Franz Fehr – Audience
Overall, I found the event very good and informative.
The discussion looked at the current challenges of food security in Africa from different
perspectives. The various expert opinions of the panelists showed that time does not stand still
and that new opportunities and risks are emerging. In fact, the discussion also highlighted how
diverse the interactions and mutual dependencies between Europe and Africa are.
For a just and prosperous future, it is important to recognize these connections and to continue
to engage in dialogue, exchange know-how and work together in the interests of jointsustainable development.

Franz Fehr – Audience
Overall, I found the event very good and informative.
The discussion looked at the current challenges of food security in Africa from different perspectives. The various expert opinions of the panelists showed that time does not stand still and that new opportunities and risks are emerging. In fact, the discussion also highlighted how diverse the interactions and mutual dependencies between Europe and Africa are.
For a just and prosperous future, it is important to recognize these connections and to continue to engage in dialogue, exchange know-how and work together in the interests of joint sustainable development.

Bernhard Zlanabitnig – Speaker
In the beginning, I was shocked to hear about neo-colonization in food production and what
else is going wrong in global food systems, which affects millions of people around the world,
especially in Asia and Africa. Nevertheless, it was also very impressive to see what is happening
to tackle the problems. My biggest ”wow”-moment was the young entrepreneur from Ghana
who develops resilient food value chains including an app that detects crop-pests.